Text: Stefan Novotny
Die Vienna Autoshow startete auch 2018, wie traditioneller Weise jedes Jahr, mit einer großen Pressekonferenz. An dieser nahmen, neben dem Organisator der Autoshow und einem Vertreter der Statistik Austria, auch Günther Kerle, Vorsitzender der österreichischen Automobilimporteure, und Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels in der WKO, teil. Außerdem war der Verkehrssprecher der ÖVP, Andreas Ottenschläger, zugegen, da aus der neuen Regierung niemand greifbar war. Dieser strich in seinem Statement die Wahlfreiheit der Österreich hervor, die sie bei der Wahl von Neuwagen haben sollen. Sie sollen weder in das eine, noch in das andere Korsett gezwängt werden. Ist für einen Diesel komfortabler, soll man auch in Zukunft in Österreich nicht davor zurückschrecken, einen solchen anzuschaffen. Dennoch ist sich die Politik im großen und ganzen darüber einig, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört. Doch was war der Auslöser, der zu einem Umdenken in der Politik führte?
DIE VORGESCHICHTE
Im Zuge des VW Dieselskandals startete eine breite Diskussion über die Zukunft von Fahrzeugen in Österreich. Der Diesel wurde für viele Menschen unattraktiv. Bei immer mehr Marken und Modellen kamen Ungereimtheiten bei Verbrauchsangaben ans Tageslicht. Kunden wurden, vor allem bei VW und Audi, vorsätzlich belogen. Die Politik sah sich gezwungen zu reagieren: Die Elektromobilität ist die große (oder einzige) Alternative in der Zukunft. So wurde in Österreich 2017 eine Elektroförderung eingeführt. Kunden, die ein Auto mit Elektromotor in Österreich gekauft haben, haben die Chance auf eine Förderung von über 4.000 Euro. Große Teile der Autoindustrie bekamen Panik und warfen nur so mit Warnungen, Drohungen und dunkle Zukunftsvorhersagen um sich. Die Angst war groß, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verteufelt und verboten werden und somit die Autoindustrie auf vielen (bereits gebauten und bestellten) Fahrzeugen sitzen bleibt. Die Angst war groß, dass viele Arbeitsplätze in Österreich verloren gehen, weil Firmen aufgrund der negativen Einstellung der Politik abwandern oder es nicht rechtzeitig schaffen ihre Produktionsanlagen und Forschungseinrichtungen auf Elektromobilität umzustellen. Dies führte dazu, dass potentielle Neuwagenkunden verunsichert waren und einen Kauf hinten anstellten.
DIE REAKTION
Die Reaktion der Autoindustrie ist bis heute spürbar. Auch die Angst ist noch nicht überwunden. Dies machte vor allem das Statement von Günther Kerle auf der Autoshow Pressekonferenz klar. Obwohl die Politik Fahrverbote kategorisch ausschloss - sowohl die alte, als auch die neue Regierung - wird immer noch gegen Fahrverbote gewettert. Durch das neue Prüfverfahren WLTP kommt es auch für die Autohersteller zu Änderungen. Die Berechnung der NoVa wird sich ändern und auch die Verbrauchsangaben der Hersteller werden höher, da das neue Verfahren bei Verbrauchsangaben realistischer ist, als das bisherige. Dennoch ist der Verbrauch in Realität nach wie vor deutlich größer. Kerle verteidigte die Normverbrauchsangaben. Das Problem an der Sache: Mit diesen Angaben wird geworben. Deutlich ausgedrückt: Kunden werden getäuscht. Jemand, der dann bei der Nutzung des Fahrzeugs ob des Verbrauchs überrascht ist, “hat die Materie nicht verstanden”, so Kerle. Denn die Normverbrauchsangaben sind Vergleichswerte. Günther Kerle hält beide Hände schützend über die Autoindustrie, Fehler werden keine gesucht, daher auch keine gefunden.
Es steht außer Frage, dass die Autoindustrie zu den wichtigsten Industrien in Österreich zählt. Sie lässt viele Arbeitsplätze entstehen und wächst stetig weiter. Viele innovative Technologien werden in Österreich entwickelt und produziert. In der Autobranche genießt Österreich einen sehr guten Ruf. Obwohl man annehmen sollte, dass die Industrie auf gesunden Beinen steht hat man große Ängste vor der Zukunft
DIE REALITÄT
In Wirklichkeit haben die Autohändler in Österreich durch das vorher beschriebene Verhalten ungemein mehr Arbeit. So besteht laut Klaus Edelsbrunner erhöhter Erklärungsbedarf bei den Verkaufsgesprächen. Die Ängste, die von vielen geschürt werden, müssen von Autoverkäufern in direktem Gespräch wieder genommen werden. Verkäufer in großen Autohäusern sind ohnehin meistens Druck ausgesetzt, da die Verkaufszahlen stimmen müssen. Stimmen sie nicht, werden wichtige Volumensziele nicht erreicht und Boni vom Importeur nicht ausgezahlt. Sieht man sich die bereinigten Zulassungszahlen ohne Tageszulassungen an, merkt man schnell, dass die Österreicher nach wie vor willig sind, Fahrzeuge zu kaufen. So war 2017 ein sehr starkes Verkaufsjahr für die Autoindustrie. Und stimmen die Prognosen, soll es 2018 so weitergehen. Angst scheint fehl am Platz zu sein.
DIE LÖSUNG
Bei der Autoindustrie handelt es sich um eine äußerst komplexe Industrie. Es hängt von vielen Parametern ab, ob man erfolgreich wirtschaftet. Die richtige Lösung gibt es nicht. Jedes Unternehmen muss für sich entscheiden, wie die Zukunft gestaltet werden soll. Es sieht so aus, als stehe die Autoindustrie in Österreich auf zwei gesunden Beinen. Statt Horrorszenarien an die Wand zu malen, wäre es wichtiger, sich mit innovativen Ideen für die Zukunft zu rüsten. Da geht es nicht nur um Technologie, da geht es auch um neue Verkaufswege bzw. moderne Verkaufsangebote. Nur wenn man mit der Zeit geht und die Trends der Zukunft für sich entdeckt, ist man nachhaltig erfolgreich.