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Durchschnittlich 39% höherer Spritverbrauch
Nicht nur die Abgase wurden in den letzten Jahren manipuliert. Auch der von den Herstellern angegebene Spritverbrauch entspricht nicht der Wahrheit. Eine Studie von “Transport & Environment” belegt, dass der tatsächliche Spritverbrauch durchschnittlich 39% höher ist, als von den Herstellern angegeben.
Das ist besonders problematisch, da der Unterschied im Jahr 2000 nur 7% betrug. Nun hat er sich aber mehr als verfünffacht.
Dadurch wird die Umwelt wesentlich mehr belastet, als man vermutet hat. Sieben Millionen Tonnen CO2 wurden so ausgestoßen, ohne dass dies mit einberechnet werden konnte. Dabei sind fossile Brennstoffe im Verkehr auch ohne diese Korrektur schon für rund 23% aller CO2-Emissionen verantwortlich.
Manipulation hat einen Wert von 3,8 Milliarden Euro
Doch nicht nur umwelttechnisch hat die Verbrauchsmanipulation schwere Folgen. Für Autofahrer auf der ganzen Welt bedeuten die unrealistischen Verbrauchsangaben außerdem höhere Kosten als gedacht. Allein in Österreich wurden so in den letzten 18 Jahren 3,8 Milliarden Euro mehr ausgegeben. Kein Wunder also, dass die Treibstoffkosten im Schnitt 25-30% aller Kosten eines Fahrzeuges ausmachen.
Auch in anderen Ländern Europas sind die zusätzlichen Kosten hoch. Vor allem Deutschland schneidet dabei schlecht ab.
Schon 2016 berichtete der VCÖ, dass Österreicher durchschnittlich 840 Liter Sprit im Jahr tanken. Wenn man die 39% Unterschied mit einberechnet, hätten es aber nur 604 Liter sein sollen. Das sind bei den damaligen Spritpreisen rund 300 Euro Unterschied pro Autofahrer. Geld, das man laut Herstellerangaben eigentlich nicht ausgeben hätte sollen müssen.
Wie die Manipulation funktioniert
Mit rechtlichen Konsequenzen werden Autohersteller vermutlich nicht rechnen müssen. Die Manipulation, anders als im Abgasskandal, passiert nämlich vollkommen legal. Dafür werden einfach Schlupflöcher während des Testverfahrens ausgenutzt.
Die Daten über Verbrauch, CO2-Emissionen und Co. entstehen nämlich in Testlabors. Indem man dort die Bedingungen ändert, ist es einfach, ein vorteilhaftes Ergebnis zu erzielen. Um die Schlupflöcher zu verringern wurde bereits letztes Jahr eine neue Test-Prozedur (WLTP) eingeführt.
Transport & Environment berichtete aber, dass dies wenig half. Zunächst konnten die Hersteller zwischen alten NEDC-Test und der WLTP wählen, sodass immer das vorteilhaftere zum Einsatz kam. Ab 01.09.2018 muss man zwar die WLTP verpflichtend einsetzen, schlupflochfrei ist dieses Verfahren jedoch nicht. Erst 2020 soll es wieder zu einer Überarbeitung der Regelungen kommen.
Und so geht die Manipulation:
- Widerstände minimieren: Alle Spalten im Auto werden abgeklebt. Dadurch weht der Wind glatter am Auto entlang und der Luftwiderstand verringert sich. Auch andere Fahrwiderstände werden “optimiert”.
- Spezialreifen: Bei diesen Reifen wird der Rollwiderstand stark vermindert. Das kann erreicht werden, indem die Reifen besonders unter Druck stehen. Im echten Leben würde das den Bremsweg verlängern und wäre somit lebensgefährlich. Von realen Bedingungen kann man also hier nicht sprechen.
- Energieverbrauch reduzieren: Im Winter benutzt man im Auto die Heizung, im Sommer die Klimaanlage. Auch Radio und Ähnliches sind beliebt. Im Testlabor kommt natürlich nichts davon zum Einsatz. Dadurch wird der Verbrauch unter Testbedingungen weiter reduziert und von der Realität entfremdet.
- Teile abbauen: Selbst einige Teile aus dem Auto auszubauen, um das Fahrzeug leichter zu machen, ist legal möglich. Leichtere Fahrzeuge haben nämlich einen geringeren Verbrauch.
- Leichtlauföle: Alle herkömmlichen Öle im Auto werden durch sogenannte “Leichtlauföle” ersetzt, die im Straßenverkehr so nicht vorkommen. Diese haben eine besonders hohe Schmiereigenschaft. Da flutscht es nur so.
Fazit
Man sagt gerne, dass Autos in den letzten 20 Jahren wesentlich spritsparender geworden sind und man dadurch viel Geld spart und die Umwelt schont. Auf dem Papier stimmt das sogar - aber bei realen Bedingungen sieht das anders aus. Im Durchschnitt ist der Verbrauch um 39% höher als beim Hersteller angegeben.
Dadurch wird sowohl die Umwelt als auch die Geldbörse der Europäer wesentlich mehr belastet, als man gedacht hatte. Würden die Herstellerangaben unter realen Bedingungen stimmen, hätte es in den letzten 18 Jahren sieben Millionen Tonnen weniger CO2 gegeben und österreichische Autofahrer hätten im Schnitt 300 Euro gespart.
Auch wenn sich so manch ein Autofahrer dadurch betrogen fühlen mag, wird es für Autohersteller vermutlich keine Konsequenzen geben. Die Manipulationen geschehen schließlich durch legale Schlupflöcher. Daran hat auch das neue Testverfahren vom letzten Jahr nicht allzu viel geändert.