Innen wie außen ist die neue E-Klasse ein ausgesprochen imposantes, neben der Fortbewegung durchaus auch zur Repräsentation geeignetes Fahrzeug geworden, das in manchen Belangen sogar der aktuellen S-Klasse gewachsen, wenn nicht sogar überlegen ist. Das Äußere wirkt wieder ein wenig dynamischer als das des Vorgängers. Länger ist sie geworden (um 4,3 Zentimeter), dabei um zwei Millimeter schmäler und um drei niedriger – das wirkt zusammen mit der Front, in der zeitgemäß die LED-Linien dominieren, etwas freundlicher als gewohnt. Wie gewohnt, trägt der Wagen je nach Ausstattungslinie seinen Stern entweder altbewährt auf der Haube oder größer mittig im Kühlergrill. Vom Feinsten Im Inneren darf man sich vom Feinsten gönnen, bis der Bankbetreuer das Handtuch wirft. Von all den Preziosen unbedingt in den Budgetplan muss das Widescreen-Cockpit um 883,- Euro Mehrpreis, sozusagen ein Alleinstellungsmerkmal des neuesten Mercedes. Wer sich sein rollendes Wohnzimmer zum Konzertsaal aufrüsten möchte, kann dies in zwei Varianten des Klang-Zulieferers Burmester tun: Mit 13 oder 23 Lautsprechern, um 885,- oder 5.110,- Euro.
Zunächst kommt der Business-Klässler in drei Motorvarianten nach Österreich, allesamt serienmäßig mit der äußerst kultivierten und damit perfekt zum Charakter des Wagens passenden 9-Gang-Wandlerautomatik ausgestattet. Die Basis bildet der E200, der 2,0-Benziner mit 184 PS. Der Basisdiesel im E 220 d schöpft 194 PS und 400 Newtonmeter aus vier Zylindern mit insgesamt 1950 cm3 Rauminhalt, was der 3,0-V6 im E 350 d nochmal überbietet: 285 PS und 620 Newtonmeter, die ab 1600 Umdrehungen pro Minute anliegen, sollten auch im dynamischen Verkehrskontext ausreichend repräsentativ sein. Stärkerer Tobak ist bereits angekündigt, unter anderem in Gestalt des Mercedes-AMG E 43. Der „kleine AMG“ wird 401 PS leisten und einen echten Wolf im Schafspelz abgeben, soweit man das nach dem im März erfolgten Messeauftritt in New York beurteilen kann.
Wer Intelligenz erschafft, dem tun sich Fragen auf: nach Haftung, nach vorhersehbarem Missbrauch. Dass autonomes Fahren und sogar Umspuren auf gut ausgebauten Straßen möglich ist, wissen wir schon länger. Dass die immer unübersichtlicheren Karossen sich selbsttätig in die engsten Parklücken zwicken, löst Wohlgefallen aus. Aber, wirft die E-Klasse mit der strengen Stimme des Firmenjuristen ein, alles im Rahmen des Erlaubten, immer mit strikter Rückversicherung: Du, Fahrer, bist verantwortlich!
Und so notierten wir im Test ein bisschen übervorsichtig wirkende Reaktionen des Wagens, soll er das Fahren selbst übernehmen. Nach wenigen Sekunden ohne Lenkimpuls warnt das System; reagiert der Pilot partout nicht, soll sich die E-Klasse laut Hersteller sogar vollautomatisch mit Warnblinkanlage zum Stillstand bringen. Letzteres haben wir auf der Autobahn Stuttgart-München dann doch nicht ausprobiert.
Dafür spurt die E-Klasse nun auch selbsttätig um, setzt man den Blinker, und auch das das Einparken erledigt der Wagen von selbst: Der Fahrer kann den Vorgang von außen per Handy-App überwachen. Auch hier ist höchste Vorsicht das Gebot. Am Handy muss eine Kreisbewegung vollführt werden, damit der Wagen in Bewegung bleibt, weiter als ein paar Meter entfernen darf sich der Veranlasser des Einparkmanövers dann auch nicht.
Obwohl man es so gern möchte: Bis man sich im Luxus-Benz einfach zurücklehnen und der Technik das Fahren überlassen möchte, wird es noch ein Weilchen dauern.