Text: Max Melamed
Eines vorweg - ich fahre selber mit dem Rad in der Stadt und kann dadurch sagen, dass es definitiv nicht nur an den Fahrradfahrern liegt, dass die Beziehung Autofahrer-Radfahrer nicht zu den besten der Welt gehört. Oft lässt mich das Verhalten von einigen Fahrradfahrern aber an deren gesundem Menschenverstand zweifeln und ich frage mich, ob sie schon jemals etwas von Ampeln & Verkehrsschildern gehört haben, oder sich bewusst sind, dass so ein 1,5 Tonnen schweres KFZ nicht innerhalb von zwei Metern stehen bleiben kann.
Viel zu oft sehe ich, wie Fahrradfahrer aus Gassen mit Stoppschildern rauszischen, ohne auch nur eine Sekunde nach links oder rechts zu schauen, in der Erwartung, dass die Anderen (Fußgänger, Autos) sie ja eh sehen und schon stehen bleiben werden. Nicht nur ein paar Mal habe ich deshalb eine Vollbremsung hinlegen müssen, oder bin als Fußgänger beinahe über den Haufen gefahren worden. Ist es wirklich so schwer, sich an die einfachsten Regeln zu halten? Ich schaffe es ja auch, wenn ich am Fahrrad sitze. Ein verpflichtender Grundkurs, wie man sich als Fahrradfahrer im öffentlich Straßenverkehr zu verhalten hat, könnte hier doch sicher Abhilfe schaffen.
Ein weiterer, mir nicht verständlicher Punkt: Fahrradfahrer dürften allgemein davon ausgehen, dass sie immer gesehen werden und Vorfahrt haben. Ein Beispiel: Ich möchte bei einer Kreuzung rechts abbiegen und blinke dementsprechend, damit andere Verkehrsteilnehmer das mitbekommen und sich darauf einstellen können. Warum um Himmels willen muss ein Fahrradfahrer dann versuchen rechts an mir vorbeizufahren und rechnet auch noch damit, dass ich ihn sehe. Überholen sollte man dann doch besser links. Dann angeschnauzt zu werden, dass man den Rechtsüberholer fast erwischt hätte, setzt dem Ganzen noch die Krone auf (Anm.: Wäre neben mir ein Fahrradstreifen, würde ich natürlich darauf achten, ob ein Fahrradfahrer da ist oder von hinten ankommt). So wie im Beispiel ist es nur eine Frage der Zeit, bis es einmal knallt. Oftmals erschwert, besonders in den dunklen Monaten des Jahres, eine nicht vorhandene Beleuchtung des Fahrrades die Identifikation von eben diesen zusätzlich. Warum man nicht 20 Euro in eine halbwegs brauchbare LED-Beleuchtung des Fahrrades stecken kann, schon allein um gesehen zu werden, ist mir schleierhaft. Versteckspiel oder Todessehnsucht? Egal was es ist, es muss nicht sein und ist extrem gefährlich.
Als letzten Punkt möchte ich noch auf das Verhalten bei Ampeln eingehen. Ich glaube, diese werden bei Fahrradfahrern eher als Vorgabe für Autos und Fußgänger gesehen, ähnlich den oben erwähnten Stoppschildern. Rot bedeutet Stopp für jeden. Warum ich als Autofahrer oder auch Fußgänger abrupt stehen bleiben muss, obwohl ich Grün habe, nur weil ein Fahrradfahrer meint, er muss da jetzt schnell über die Kreuzung donnern, um ja keine Geschwindigkeit zu verlieren, verstehe ich nicht. Als Autofahrer bin ich dann im blödesten Fall auch noch teilschudig. Danke dafür. Bitte mitdenken, auch am Rad, wo es vielleicht besonders stark oben “durchzieht”.
Abschließend möchte ich aber auch sagen, dass natürlich nicht alle Fahrradfahrer so unterwegs sind. Der Großteil fährt mit gut ausgestatteten Rädern, die man sieht und hält sich auch an die Verkehrsregeln. Leider passiert es in Wien nur immer öfter, dass ein paar Spezialisten meinen, für sie gelten diese Regeln. Man darf sich bei eben diesen für meinen und den allgemeinen Grant auf Fahrradfahrer in der Stadt bedanken!
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